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9.07.2009

Bodo Thiesen versucht seine Partei und seine Kritiker auszutricksen

Filed under: Piratenpartei — Schlagwörter: , , , — ghandi @ 06:12

Liebe Piraten,

In seiner ‚Distanzierung‘ genannten Stellungnahme schreibt Bodo Thiesen:

Liebe Piraten

Hiermit erkläre ich in Übereinstimmung mit der Satzung der Piratenpartei Deutschland, daß ich faschistische Bestrebungen jeder Art entschieden ablehne. Weiterhin erkläre ich, daß ich den Holocaust weder leugne noch geleugnet habe und auch nicht gedenke, dies in Zukunft zu tun. Ich habe keinen Zweifel daran, daß im Zuge dieses durch das nationalsozialistische Deutschland begangene Verbrechen über 6 Millionen Menschen umgebracht worden sind, die meisten von ihnen Juden. Ich bin ebenfalls davon überzeugt, daß Adolf Hitler den Krieg bewusst und willentlich durch den Angriff auf Polen gestartet hat. Ich habe tiefstes Mitgefühl für die Opfer dieser Verbrechen und ihre Angehörigen. Ich werde in Zukunft jegliche Äußerungen unterlassen, die an dieser, meiner Meinung Zweifel aufkommen lassen könnten.

Abschließend möchte ich mich bei allen Beteiligten für die Turbulenzen der vergangenen Tage entschuldigen, die durch meine früheren, mißverständlichen Aussagen ausgelöst wurden. Weiterhin möchte ich mich für den Rückhalt bedanken, den ich in der Partei von vielen, insbesondere jenen, die mich persönlich kennen, erhalten habe.

Mit piratigen Grüßen

Bodo Thiesen

(Quelle: http://wiki.piratenpartei.de/Benutzer:Bodo_Thiesen/Distanzierung )

nicht überall wo Distanzierung drauf steht ist auch Distanzierung drin. In dem Text von Thiesen steckt, trotz wohlklingender Überschrift, nichts dergleichen. Um den Text in seinem Sinn zu erfassen ist es notwendig Thiesens ‚Distanzierung‘ mit den Texten von ihm zu vergleichen von denen er behauptet, er würde sie sich nicht mehr zu eigen machen. Einem Leser, sofern er mit dem Begriff ‚Textverständnis‘ etwas anfangen kann, fällt bei der Lektüre auf, dass Thiesens ‚Distanzierung‘ nicht den geringsten Widerspruch zu seinen Verfehlungen aus dem Jahr 2003 aufweist.
Dies möchte ich, anhand einiger Beispiele, versuchen deutlich zu machen.

Hiermit erkläre ich in Übereinstimmung mit der Satzung der Piratenpartei Deutschland, daß ich faschistische Bestrebungen jeder Art entschieden ablehne.

(Aus Thiesens ‚Distanzierung“)

Die Unterstützung „faschistischer Bestrebungen“ kann man Thiesen gar nicht vorwerfen. Thiesens Newsgroup-Beiträge zeugen vielmehr von einer Geschichtsbetrachtung, welche ein Verständnis des Faschismusbegriffs gar nicht zulässt. So schrieb Thiesen am 14 Jun. 2003:

Im Gegensatz zu Deutschland, wo die Judenverfolgung lächerliche 12 Jahre dauerte, kann die USA auf /jahrhundertelange/ Verfolgung und Unterdrückung zurrückblicken. Es waren nur keine Juden, sondern Indianer, Schwarze usw., /das/ ist der einzige Unterschied zwischen der Nazi-Regierung, und den übrigen Regimen.

(Quelle:http://groups.google.de/group/de.soc.politik.misc/msg/92afa0dd18ded9bc )

Das ist das Geschreibe eines Mannes, welcher weder mit der Geschichte der Vereinigten Staaten noch mit dem Begriff ‚Regime‘ etwas anfangen kann.
Das Nichtanerkennen der historischen Singularität der Shoa, der von einem Staat angeordneten, geplanten und von allen seinen Institutionen (Exekutive, Legislative, Judikative) mitgetragenen systematischen Vernichtung der europäischen Juden, ist die Behauptung Thiesens, welche zur öffentlichen Kritik führte. Zu dieser hat sich Thiesen aber bis heute nicht distanzierend verhalten. Stattdessen versucht er durch eine viel allgemeinere Aussage von der eigentlichen Kritik abzulenken und schreibt in seiner ‚Distanzierung‘:

Weiterhin erkläre ich, daß ich den Holocaust weder leugne noch geleugnet habe und auch nicht gedenke, dies in Zukunft zu tun. Ich habe keinen Zweifel daran, daß im Zuge dieses durch das nationalsozialistische Deutschland begangene Verbrechen über 6 Millionen Menschen umgebracht worden sind, die meisten von ihnen Juden.

(Aus Thiesens ‚Distanzierung“)

Von einem Eingeständnis im Sinne der Kritik ist in diesen Sätzen keine Spur.
Es kann nach all den bereits geführten Debatten nicht davon ausgegangen werden, dass Thiesen zum Zeitpunkt seiner Stellungnahme der Inhalt der Kritik nicht bekannt war. Sollte dies der Fall sein, disqualifizierte ihn allein ein solches Konfliktverhalten von der Inhabe eines beliebigen Amtes in verantwortlicher Funktion.

Einen weiteren Anlass zur Kritik bot Thiesen als er am 27.02.2003 unter Anderem schrieb:

Wenn Polen Deutschland den Krieg erklärt hat (und das hat Polen indirekt durch die Generalmobilmachung), dann hatte Deutschland *jede* legitimation, Polen anzugreifen.

und

In diesem Fall wäre Deutschland möglicherweise Schuld. Aber dummerweise war da kein Überfall.

(Quelle: http://de.nntp2http.com/soc/zensur/2003/02/6e6de1b940b719b439ed349d1fb36fd6.html )

In diesem Newsgroup-Thread behauptet Thiesen wiederholt Polen sei verantwortlich für den Kriegsbeginn am 1. September 1939. Anhand der vermeintlichen Spitzfindigkeit, es hätte sich lediglich um einen legitimen „Angriff“ und nicht um einen „Überfall“ auf Polen gehandelt lässt Thiesen keinen Zweifel mehr daran wessen Geistes Kind er ist. Von einer Umkehr Thiesens kann auch in diesem Fall keine Rede sein. In seiner ‚Distanzierung‘ schreibt er:

Ich bin ebenfalls davon überzeugt, daß Adolf Hitler den Krieg bewusst und willentlich durch den Angriff auf Polen gestartet hat.

(Aus Thiesens ‚Distanzierung“)

Auch in diesem Fall ist eine Distanzierung nicht zu erkennen. Stattdessen greift er wieder auf die Vokabel „Angriff“ zurück und spricht von einem „Start“ des Krieges. Auf den Vorwurf, nämlich dass er die Kriegsschuld bei Polen vermutet, geht er mit keiner Silbe ein.

Desweiteren schreibt Thiesen:

Ich werde in Zukunft jegliche Äußerungen unterlassen, die an dieser, meiner Meinung Zweifel aufkommen lassen könnten. Abschließend möchte ich mich bei allen Beteiligten für die Turbulenzen der vergangenen Tage entschuldigen, die durch meine früheren, mißverständlichen Aussagen ausgelöst wurden.

(Aus Thiesens ‚Distanzierung“)

Dieser Satz Thiesens kann vor dem aktuellen Hintergrund nur als eine Verhöhnung seiner Kritiker verstanden werden. Offenbar ist ihm weder die Tragweite seines Handelns bewusst, noch bringt er den nötigen Anstand auf, in dem von ihm ‚Distanzierung‘ betitelten Text ein unmissverständliches Zeichen zu setzen. Stattdessen hantiert er mit Hintertürchen und versucht seine innerhalb und außerhalb der Piratenpartei anzufindenen Kritiker hinters Licht zu führen.

Beste Grüße

ghandi

wilde Linksammlung dazu:
http://twitter.com/piratenpartei
http://www.spreeblick.com/2009/07/07/meinungsfreibeuter/
http://blog.fukami.io/archives/2009/07/06/bpt09/
http://piratenpartei.de/node/810
http://helmut-pozimski.de/node

Nachtrag: Bis hier hast Du es geschaft. Wenn Du dich entschiedest einen Kommentar zu schreiben, lass dir gesagt sein, dass ich keinerlei Scheu davor habe dich zu löschen. Desweiteren hege ich eine besondere Vorliebe für Leute, die meinen mir beweisen zu müssen, wie viel cleverer als ich sie sind. Nur zu!

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